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Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

 
Als wir den weitläufigen Altbau der KBS (Körperbehindertenschule) betreten, merken wir gleich, das hier etwas nicht stimmt. Das ist keine normale Schule, der Gummi-Boden mit den Noppen riecht nach Krankenhaus, das Geländer an der Wand wirkt deplatziert und alles trägt auffällig bunte Farben. Wie verloren fühlen wir uns in dem großen und unübersichtlichen Gebäude. Die Grüppchen von Behinderten, die in Rollstühlen und auf großen Dreirädern an uns vorbeifahren, bestärken dieses Gefühl.
Die KBS in Mössingen und die an sie angeschlossenen Internate bilden ein kleines Universum, außerhalb der Stadt in einem Vorort gelegen und selbst dort am Rand der Siedlung erbaut. Die Menschen die hier miteinander wohnen und lernen sind behindert und kommen nur selten mit "Normalen" in Berührung. Doch was nach Ausgrenzung klingt, fühlt sich für die Betroffenen zu unserem Erstaunen offenbar gar nicht so schlimm an. Flugplatz sprach mit Schugufa (19), Jörg (17), Benjamin (19), Tatjana (18), Christopher (19) und Joel (21) von der Kunstausstellungs-AG an der KBS über ihr alltägliches Leben mit Behinderung.


Tatjana ist froh auf die KBS zu gehen. Seit Mai ist sie hier, davor ging sie in Vaihingen zur Schule. An der KBS fällt ihr das Lernen viel leichter als an der alten Schule. Da sie aus Stuttgart kommt, wohnt sie wie die meisten ihrer Mitschüler in einem der zur KBS gehörenden Internate auf dem Gelände. Doch nicht nur wegen der Entfernung von zu Hause ist sie hier untergebracht, sie möchte gar nicht mehr zurück. Die Eltern wohnen getrennt und wenn sie jedes zweite Wochenende und in den Ferien zu ihrem Vater nach Hause fährt, dann hat der manchmal "Ausraster" und schlägt sie. "Wenn der ausrastet kann man eigentlich nur noch flüchten", erzählt sie uns. Als sie in den Weihnachtsferien nach Hause mußte, weinte sie. Trotz der familiären Situation kann sie nicht Vollzeit im Internat bleiben, da die "Restgruppe" schon zu voll ist.
In der Restgruppe sind Schüler wie Christoph, die gar nicht mehr nach Hause gehen und auch in den Ferien in Mössingen bleiben. Er ist aufgrund von Muskelerschlaffung ganz an den Rollstuhl gebunden und wird jedes Wochenende von seinem Vater in der Einrichtung besucht. Der Kontakt zu seinen älteren Geschwistern war lange Zeit abgebrochen, doch inzwischen besuchen sie ihn manchmal. Ähnlich wie bei Tatjana war auch sein Vater mit der Situation überfordert und konnte nicht mit seiner Behinderung umgehen: "Früher hatte ich immer Angst, wenn ich nach Hause gekommen bin, denn mein Vater hatte auch immer Ausraster.", erinnert er sich und erklärt "Ich kann mich nicht wehren. Wenn der mir irgendwas tut bin ich machtlos."
Die Körperbehinderten leben untereinander wie in einer großen Familie. Sie treffen sich in ihrer Freizeit und gehen dann z.B. ins "Krokodil", eine Kneipe in der Nähe, "um mal raus zu kommen". Auch das "Jugendhaus M" besuchten sie ein paar Mal, wobei Tatjana einwendet, sie hätte soviel zu Lernen, daß sie sich in ihrer freien Zeit inzwischen lieber mit Freunden trifft. Darüber hinaus beschränkt sich der Kontakt der Schüler zu den "Normalen" auf KBF-Jugendfreizeiten, die Freunde ihrer Geschwister und seltene Aktionen die gemeinsam mit Regel-Schulen durchgeführt werden. So organisierten sie z.B. eine Ausstellung zum Thema Behinderung an der Kreuzerfeld Realschule in Rottenburg. Von den Schülern dort wurden sie sehr positiv aufgenommen und bekamen das Angebot für einen Tag am normalen Unterricht teilzunehmen, um sich Einblick in den normalen Schulalltag zu verschaffen.
 

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