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Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

 

Flugplatz

Zwei Menschen treffen im Schlafabteil der Bahn von München nach Berlin aufeinander. Es sind die beiden Hauptfiguren Paul und Henry, zwei Jugendliche mit verschiedenen Lebensgeschichten, aus denen sie sich in den nächsten Stunden gegenseitig erzählen werden. So verläuft auch der Anfang des Buches noch sehr gemächlich: Henry erzählt von einem Freund und über die Dinge die er mit ihm erlebt hat. Dabei werden immer wieder Gedanken geäußert, die eine andere Rezensentin sehr schön mit "Küchentischphilosophie" beschrieben hat und die ein wenig realtitätsfremd wirken, v.a. wenn man bedenkt, daß die beiden sich vorher nicht gekannt haben und dann schon solche Gedanken miteinander austauschen. Doch anders als bei Leberts Erstlingswerk soll es ja auch keine autobiographische oder sonst irgendwie authentische Handlung sein, das wird schon auf den ersten Seiten des Buches nochmal ausdrücklich betont. Daher mag man dieses gegenseitige Erzählen als Stilmittel akzeptieren, mit dem der Autor den Leser an die Handlung heranführt. Etwas verwirrend ist es, wenn mal Henry, dann wieder Paul aus der Ich-Perspektive erzählt und es somit keinen einheitlichen Ich-Erzähler gibt. Während sich die erste Hälfte des Buches relativ langweilig dahinzieht, würde man sich für den Rest etwas weniger Action erhoffen. Da geht es dann plötzlich Schlag auf Schlag und der Leser ist etwas erstaunt ob der plötzlichen Handlung, die mit immer neuen Wendungen bis in den letzten Satz hinein überrascht. Da ich in dem Buch keine richtige "Message" entdecken konnte, ist es wohl wirklich nur zur Unterhaltung gedacht, doch auch die blieb bei mir eher auf der Strecke. Das Buch ist nicht wirklich sozialkritisch, schildert aber eigentlich bloß negative Lebensumstände und die Handlung wird zum Schluß sogar noch etwas morbide. Nach der Lektüre bleibt der Leser etwas verstört zurück und wundert sich über das negative Weltbild, das hier zum Ausdruck kommt.

F: Seit wann gibt es das Asylzentrum in Tübingen?
K: Das Asylzentrum besteht jetzt seit 13 Jahren und hat sich damals in der Thiepvalkaserne aus einem Freundeskreis von engagierten Leuten gebildet, die die Flüchtlinge besucht und unterstützt haben.

F: Wie sind Sie zu Ihrer Arbeit im Asylzentrum gekommen?
K: Das hat damit zu tun, warum ich überhaupt in diesem interkulturellen Bereich gelandet bin und auch mit meiner eigenen Geschichte. Ich wurde in Indien geboren und habe dort bis zu meinem sechsten Lebensjahr gewohnt, dann sind wir ins Saarland gezogen und haben dort zweieinhalb Jahre gelebt, danach waren wir für 4 Jahre in Amerika und dann bin ich nach Deutschland gekommen. D.h. ich habe erlebt was für viele Flüchtlingskinder Realität ist, daß ich umgezogen bin und unterschiedliche Kulturen kennengelernt habe und auch die Brüche die damit in Zusammenhang stehen. Insofern ist es mein persönlicher Zugang zum Thema weshalb ich hier arbeite.

F: Was passiert mit jemandem, der als Flüchtling nach Deutschland kommt. Welche Schritte erwarten den?
K: Ich sag jetzt mal wie es in Baden-Württemberg ist. Die Leute kommen in der Regel irgendwie illegal, also ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Visum, über die Grenze. Die Landesaufnahmestelle ist in Karlsruhe, dort wird dann formell ein Antrag auf Asyl gestellt. Danach wird nach einem Verteilersystem entschieden ob die Flüchtlinge in Karlsruhe bleiben oder nach Reutlingen, zur Bezirksstelle für Asyl, kommen. Dort wohnen sie dann und es finden erste Interviews statt, bei denen Anhörer vom Bundesamt Fragen dazu stellen, weshalb Asyl beantragt wird. Aufgrund der Dinge die der Asylbewerber in diesen Interviews erzählt, wird über den Antrag entschieden. Nach etwa 6 Wochen bis maximal drei Monaten werden sie weiterverlegt in die zuständige Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises. Bei uns in Tübingen ist das die Unterkunft in der Herrenberger Str.. Außer in speziellen Fällen können die Betroffenen nicht selbst entscheiden, wo sie untergebracht werden.

F: Wieso werden Jugendliche abgeschoben, die schon seit Jahren in Deutschland gelebt haben?
K: Es gibt zum einen Flüchtlinge übers Asylverfahren und zum anderen Bürgerkriegsflüchtlinge. Bei den Bürgerkriegsflüchtlingen ist es so, daß sie in ihr Ursprungsland zurück müssen, wenn sich die Situation dort verbessert hat. Das betrifft hier in Deutschland zur Zeit v.a. Flüchtlinge aus dem Kosovo, die der Minderheit Roma und Aschkali angehören. Das ist eine sehr schwierige Situation, wenn Leute die hier groß geworden sind ins Land der Eltern gehen sollen. Dazu können Ardian und Dritan mehr sagen, denn die sind da Experten.
Dritan: Ich selber bin 1993 mit drei Jahren vom Kosovo hierher gekommen und war vom Kindergarten bis jetzt in der neunten Klasse hier in Deutschland. Dort in Albanien weiß niemand wie ich ausseh und ich kann nicht albanisch lesen oder schreiben, was man hier in Deutschland auch schwer lernen kann. Hier hab ich auch Freunde gefunden. Wir werden hier immer wieder für 3 Monate geduldet und die können uns jederzeit abschieben.

F: Wieso hat der Staat überhaupt ein Interesse daran, Leute abzuschieben die hier integriert sind und die hier teilweise sogar arbeiten und dem Staat und der Gesellschaft nutzen?
K: Daß Integration stattfindet, bevor nach dem Gesetz Asyl gewährt wird, ist bei Flüchtlingen politisch gar nicht gewollt. Für Bürgerkriegsflüchtlinge schreibt das Gesetz vor, daß der Aufenthalt nur vorrübergehend ist. De facto sind die Leute aus unterschiedlichen Gründen für lange Zeit in Deutschland und haben es trotz der schwierigen rechtlichen Lage oft geschafft sich zu integrieren, wie es eigentlich von der Politik gewollt wird. Der gesetzliche Hintergrund ist einfach auch Abschreckung. Ich denke, daß niemand ohne Grund aus seinem Land flieht, deshalb kritisiere ich auch die Politik die zur Zeit stattfindet. Es würde viel mehr Sinn machen Geld nicht in immer mehr Abschottung zu investieren, sondern es lieber für Fluchtursachenbekämpfung auszugeben und auch außenpolitisch Druck zu machen und die Situation in den Herkunftsländern zu verbessern.

Auch während der Schulzeit immer gut besucht ist die Nice-Price-Night mit DJ Sunstone, heute wieder ab 21 Uhr im Zoo. (3 € Eintritt)
Wer lieber einen gemütlichen Abend in netter Atmosphäre verbringen möchte, der kann im Schüli (Neckarhalde 32, www.schueli.net) "Bowling for Columbine" sehen. Nach dem Film ist normaler Kneipenbetrieb wie sonst beim After Eight.
Nachdem das Epplehaus inzwischen wieder geöffnet hat, gibt es wie gewohnt jeden Donnerstag ab 20 Uhr die Afterwork Tranceparty. Ausnahmsweise kann es vorkommen, daß statt dessen eine Sonderveranstaltung stattfindet wie am letzten Donnerstag, doch normalerweise kommt bei freiem Eintritt den ganzen Abend lang Trance, der bis draußen zu hören ist.
Für die Freunde weniger elektrischer Musik kommt diesen Donnerstag das Konzert der Mannheimer "Mardi Gras Blues Band" im Sudhaus in Betracht.
Wem der Dienstag im Zoo gefallen hat, der wird auch bei "Nu Rock Double" am Freitag auf seine Kosten kommen. DJ Sunstone legt ausgewählten "Nu Rock" und "Alternative Tunes" auf.
Außerdem bietet das Depot als Teil der 5. Tübinger Jazz & Klassik Tage unter dem Titel "Mojo Club" feinsten Dancefloor Jazz u.a. mit der Band "Groove Galaxi" und der Tübinger Jazzclub DJane Emanuela De Luca.
Weniger Kultur, dafür aber mehr kollektiver Alkoholkonsum erwartet den Besucher bei der "Fiesta Party on 2 floors" am Samstag ab 22 Uhr in der Mensa Morgenstelle. Wie immer empfiehlt es sich bei solchen Veranstaltungen rechtzeitig da zu sein, da es meist zu großen Menschenansammlungen vor dem Eingang kommt wenn drinnen mal wieder alles überfüllt ist. Seinen Personalausweis sollte man nicht vergessen, denn unter 18 kommt man meist nicht in die Disse. (6 € Eintritt)

Am Lehrstuhl für Rechnerarchitektur der Uni Tübingen wird anhand von Fußball-spielenden Robotern in Sachen künstlicher Intelligenz geforscht. Dabei geht es nicht in erster Linie um Fußball, vielmehr sollen miteinander interagierende Roboter intelligent auf Situationen auf dem Spielfeld reagieren, um gemeinsam den Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren. Diese Art der praktischen Erprobung von "künstlicher Intelligenz" und Robotik macht die komplizierte Forschung nicht nur für Außenstehende leichter greifbar, sie bietet den Forschern auch die Möglichkeit sich mit Ihren Kollegen an anderen Unis zu messen. Denn beim sogenannten "RoboCup", einer Meisterschaft, die jährlich in verschiedenen Ländern ausgetragen wird, treten die Roboter-Teams der einzelnen Universitäten gegeneinander an. So haben die Robot-Kicker des Teams Attempto Tübingen im Juli diesen Jahres den "technical challenge award" beim RoboCup03 in Padua gewonnen, wie die Website des Lehrstuhls unter http://www-ra.informatik.uni-tuebingen.de/forschung/robocup/ (leider nur auf Englisch) informiert.
Die Schwierigkeiten die bei der Entwicklung von "Fußballrobotern" auftreten sind vielfältig. Zum einen muß sich der Roboter in einer für ihn weitestgehend unbekannten Umgehebung zurechtfinden, die sich noch dazu ständig verändert, weil die anderen Roboter auch nicht untätig auf dem Feld stehen. Zum anderen muß er sich mit den Spielern seines Teams "absprechen", zu denen eine ständige Funkverbindung besteht. "Es gibt so viele Dinge, die für einen Menschen ganz normal sind und die so schwierig sind, wenn man sie einem Roboter beibringen will.", so Prof. Andreas Zell.
Der Wunschtraum der RoboCup Entwickler ist es, das Ihre dann schon menschenähnlicheren Spieler eines Tages gegen menschliche Gegner spielen werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Nun da die Ferien vorbei sind und es leider auch langsam kälter wird meldet sich Euer Flugplatz Lotse zurück und hofft, daß ihr schöne Ferien hattet. Wie gewohnt legt DJ AGE heute wieder gemischte Musik im Zentrum Zoo auf, alle Getränke gibts zum halben Preis. Alternativ läuft im "Dubkeller" (Jazzkeller) Reggae Musik.
Am Mittwoch ist auf dem "elektronischen Sofa" in der Tangente Night "die Vielfalt der elektronischen Musik" in chilliger Atmosphäre angesagt.
Den Freunden der Nacht schlägt am Freitag die Stunde, wenn im Zoo bei "IndepenDance" Dark Wave läuft. Schwarze Kleidung ist empfehlenswert, will man nicht aus der Masse der Grufties hervorstechen. Wer hier auf den Geschmack gekommen ist, dem sei auch die Sendung "Dark Star", die jeden Samstag um 22 Uhr auf der Wüsten Welle läuft, ans kalte Herz gelegt.
Der Blick auf unseren Trabanten läßt es am Samstag schon vermuten: Im Sudhaus ist wieder Vollmondtanz. Ab 22 Uhr steigt hier die Party mit gemischter Musik.

[nicht Flugplatz, aber Jugendmedium]

Am 12. Tag des Camps besichtigten wir die Siemens Dematic AG in Konstanz. Nach diversen Übernahmen zuerst von AEG, dann durch Daimler-Benz gehört das Unternehmen zur Zeit zu Siemens. Hier werden automatische Postsortierungssysteme entwickelt wie sie z.B. bei der Deutschen Post eingesetzt werden. Die Briefe durchlaufen ein kompliziertes Förderband-System bei dem sie zunächst von Kameras abfotographiert und dann nach Postleitzahlen in passende Postkörbe einsortiert werden. Damit das funktioniert, erkennt ein Computer automatisch die Schrift auf den Briefen und entnimmt daraus den Adressaten. Hieraus ergeben sich sicher interessante Möglichkeiten für die Auswertung durch die "Bedarfsträger" (Polizei und Geheimdienst) oder auch zu Marketingzwecken, wobei das System aber laut dem Betriebsrat nicht dazu genutzt wird.
Nachdem wir viel herumgeführt wurden und zum Schluß sogar noch eine Sortieranlage im Testbetrieb in Aktion sehen konnten, gab es für alle das Mittagessen in der Betriebskantine. Meiner Meinung nach konnte es nicht ganz mit dem bei der eto mithalten, dafür fand ich die Führung selbst interessanter. Als kleines Andenken bekamen wir alle noch eine Mini-Taschenlampe im Scheckkartenformat geschenkt.

(nicht für Flugplatz, aber Jugendmedium)

Am 6. Tag des Camps besichtigten wir die Burg Hohentwiel bei Singen. Mit insgesamt 6 Autos fuhren wir in Kolonne beim Camp ab und schafften es mit einigen Schwierigkeiten auch anzukommen. Die Betreiber der Tankstelle beim Hohentwiel werden sich gewundert haben, als 6 Autos durch die Tankstelle durch und und ohne zu tanken wieder zurück fuhren. Weil Paule die Ausfahrt zur Burg verschlafen und auch der Autor dieser Zeilen nicht richtig aufgepaßt hatte, hatten wir dort wenden müssen und ein Stück zurückfahren müssen.
Die Besteigung des Bergs war mühsam, aber schön. Einige Verschnaufpausen, in denen unsere Führerin aus der Geschichte der Festungsruine erzählte, verhinderten daß der Aufstieg zur Belastungsprobe wurde. Nachdem die meisten Teilis sich am Eingang zur Burg mit Eis und Getränken eingedeckt hatten, ging es weiter bergauf, über eine Holzbrücke und steinige Pfade. Als wir den höchsten Punkt der Festung erreicht hatten, genoßen wir den Ausblick auf das Panorama der Umgebung. Einige glaubten sogar als kleinen weißen Fleck am Bodensee unser Camp erkennen zu können. Unter uns lag die Stadt Singen mit Ihren Fabriken und Straßen und man konnte die Autobahn noch als dauerndes Brummen in der Ferne hören.
Einige historische Erläuterungen später verabschiedete sich unsere Führerin von uns und wir hatten eine halbe Stunde Zeit das Gelände auf eigene Faust zu erkunden. Die dunklen Kellergewölbe unter der Burg boten uns eine Abkühlung von der drückenden Hitze und auf dem Turm konnte man in alle Himmelsrichtungen schauen und den anderen Teilis zeigen, in welcher Richtung man zu Hause war.
Auf der Rückfahrt waren die meisten etwas geschafft und freuten sich auf das Abendessen. Als auf der Autobahn plötzlich das erste Auto unserer Kolonne mit rauchender Motorhaube und Motorschaden an den Seitenstreifen fuhr und wir alle überrascht hinter ihm hielten, wurden wir durch die Überraschung aus unserer Müdigkeit geschreckt. Zum Glück verlief alles unproblematisch und nachdem die übrigen fünf Autos zurück am Camp waren, fuhr Paule mit dem Bus nochmal zur Unglücksstelle und schleppte Gustels Auto ab.

(nicht für Flugplatz, aber Jugendmedium)

Am fünften Tag besichtigten wir den Betrieb der "eto magnetic" in Stockach, etwa eine halbe Autostunde vom Camp entfernt. Die Führung selbst war mehr oder weniger interessant. Wir wurden in drei Gruppen aufgeteilt und dann von Mitarbeitern der Firma und einigen Azubis herumgeführt, die uns die technischen Produktionsanlagen zeigten. Die riesigen Hallen und die sehr kalte und irgendwie beliebige Architektur des Firmengebäudes waren mir eher unsympathisch, doch die Mitarbeiter waren freundlich und versuchten uns etwas von ihrer Arbeit zu erklären. Da wir als normale Verbraucher mit dem Endprodukt - elektrischen Magneten für Fahrzeugtechnik und andere industrielle Zwecke - bisher nichts direkt zu tun gehabt hatten, war es teilweise schwierig zu erkennen was hier überhaupt hergestellt wird.
Ein netter Abschluß der Führung war das Mittagessen in der Betriebskantine.
Übertrieben fanden die meisten das Abschiedsgeschenk, das jeder einzelne zum Schluß überreicht bekam. Eine edel wirkende Armband-Uhr mit auf dem Ziffernblatt aufgedrucktem Firmenlogo und Slogan, eingepackt in eine Metall-Box.

(nicht für Flugplatz, aber Jugendmedium)

Gleich für den ersten richtigen Tag auf dem Jugendcamp hatten sich die Teamer für die Teilis einen Spielparcours zum Kennenlernen ausgedacht: Das "Spiel ohne Grenzen".
An 6 Stationen mußten verschiedene Aufgaben gelöst bzw. Spiele gespielt werden. Um die Mannschaften zu je etwa 6 Leuten möglichst beliebig und durchmischt aufzustellen, mußten alle Teilnehmer per Los Ihre "Familie" finden. Ich war mit einigen Spaniern und einer Italienerin in der Familie "Iglesias" gelandet, andere Famlien hießen z.B. "Meyer", "Batic" oder "Müller".
Einige der gestellten Aufgaben waren für die meisten Teilnehmer eher peinlich. So z.B. als beim Kaffeezelt zur Musik getanzt werden mußte. Zunächst jeder für sich allein, dann nach dem ersten Erstummen der Musik mit einem Partner, nach einem weiteren Aussetzer zu dritt und so fort, bis zum Schluß alle gemeinsam zu den Klängen der "Rocky Horror Picture Show" herumhüpften.
An Kindergartenzeiten dürften sich viele beim "Schwipp Schwapp" Spiel erinnert gefühlt haben, einer Variante von "mein rechter rechter Platz ist leer", das zum Lernen der fremden Namen beitragen sollte. Dieser Gedanke dürfte auch hinter der Station auf dem Volleyballplatz gesteckt haben, an der zwei "Familien" einander phantomimisch die Namen der einzelnen Mitglieder übermitteln mußten. Dabei wurden mit den Händen Buchstaben nachgebildet und so die einzelnen Namen buchstabiert.
Das Klammerspiel erfreute sich vor allem bei den männlichen Teilnehmern sowie den bald am Rand stehenden Zuschauern großer Beliebtheit. Mit verbundenen Augen mußten an den Kleidern der dabei meist weiblichen Mitspieler Klammern zunächst gefunden und dann beim nächsten Mitspieler wieder an den selben Stellen platziert werden. Das unverhohlene Amusement der umstehenden Zuschauer, wenn ein Junge zum vierten Mal vorsichtig den Körper eines Mädchens abtastete ohne dabei fündig zu werden, dürfte zur zusätzlichen Verunsicherung geführt haben. Trotzdem ein lustiges Spiel. ;-)
Künstlerisches Geschick wurde an der Fußmalstation verlangt, wo mit den Fußzehen die Umrisse des eigenen Landes gezeichnet werden mußten. Auf Kreativität kam es bei den "Poems" an. Hier mußten alle "Familienmitglieder" gemeinsam einen Vierzeiler schreiben, der in einer Kombination aller von Ihnen beherschten Sprachen verfaßt sein mußte.

Angefangen hat alles mit der Pubertät, im Alter von etwa 12 Jahren. Nicht, daß ich vorher keine Probleme gehabt hätte. Ich war depressiv, hatte keine Freunde, konnte in der Schule keinen Anschluß finden und hab in meiner Freizeit fast nichts unternommen, als nur zu Hause rumzuhängen. Daß es mir schlecht geht, ist niemandem aus meiner Familie richtig aufgefallen, und ich konnte auch mit keinem darüber reden. Vielleicht hab ich deswegen mit 12 plötzlich angefangen einfach nichts mehr zu essen, weil ich mich nach außen hin so zerbrechlich und verletzlich zeigen wollte, wie ich mich innerlich gefühlt hab und wie ich es mit Worten nicht ausdrücken konnte. Zwar ist meine Mutter wegen der psychosomatischen Beschwerden, die ich damals hatte, oft mit mir zum Kinderarzt gegangen, doch der meinte immer nur, es wäre noch alles im Rahmen, obwohl ich schon deutliches Untergewicht hatte. Den Namen meiner Krankheit hab ich dann in der Stadtbücherei erfahren: Magersucht. Erst durch die Fachliteratur bin ich auf viele Ideen überhaupt erst gekommen. Mir wäre z.B. nie selbst eingefallen, daß man Essen wieder erbrechen kann, um abzunehmen. Im Lauf der Jahre habe ich auch zu immer radikaleren Methoden gegriffen, mehr Sport gemacht, und schließlich auch Medikamente mißbraucht, z.B. Abführmittel, die man in der Apotheke frei kaufen kann. Die erste, die sich Sorgen um mein Gewicht gemacht hat, war meine Psychotherapeutin, als ich 15 war. Da hatte ich bereits so stark abgenommen, daß ich in eine Klinik eingewiesen werden mußte.
In den Medien heißt es immer, Magersüchtige würden abnehmen wollen, um schöner zu werden. Bei mir war das nie so. Hungern ist für mich nur ein Weg, Aggressionen, die ich nicht nach außen zeigen kann, gegen mich selbst zu wenden und anderen zu zeigen, daß ich mit meinem Leben nicht zurechtkomme und Hilfe brauche. Ein Mittel, um nicht erwachsen werden zu müssen und Kind bleiben zu dürfen.
Magersucht ist kein schleichender Prozeß, sondern eine bewußte Entscheidung fürs Hungern zur Kompensation anderer Probleme. Dadurch, daß alle Gedanken nur um Dinge wie Körpergewicht und Kalorien kreisen, lenkt man sich selbst von seinen eigentlichen Problemen ab. Zwar bin ich seit über 10 Jahren in ambulanter und stationärer Therapie und habe viel über mich und die vermutlichen Ursachen meiner Krankheit gelernt - aber wirklich besser geht's mir nicht.
Heute bin ich 25, studiere Medizin und bin immer noch nicht vom Hungern losgekommen. Mein Tag beginnt morgens damit, daß ich mich auf meinen beiden Waagen wiege, denn zur Sicherheit kann ich mich nicht nur auf eine Waage verlassen. Hab ich abgenommen, geht?s mir gut, denn dadurch bekomme ich die Bestätigung, etwas leisten zu können, auch wenn ich sonst im Leben nichts mehr hinbekomme. Zunehmen bedeutet, versagt zu haben. Um mich wohl zu fühlen, müßte ich also eigentlich ständig weiter abnehmen, um morgens wieder das Erfolgserlebnis zu haben. Durch das ständige Leben am Limit gibt einem der Körper auch ein Hochgefühl, und man wiegt sich in der Illusion, mehr leisten zu können als je zuvor - nur wie lange noch? Ob ich meine Krankheit je werde besiegen können, oder ob ich mich mein Leben lang damit arrangieren muß, kann ich heute noch gar nicht sagen.

 

twoday.net AGB

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